Die Waidgerechtigkeit ist schon seit Jahrhunderten ein in der Jägerei fest verwurzelter Begriff. Sie beschreibt alle geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Jagd, die Beherrschung des jagdlichen Handwerks, der Sitten, Bräuche und Regeln sowie die die ethische Einstellung des Jägers zum Wild und der Natur.
Selbst im Jagdgesetz ist er der Begriff aufgenommen. Schon im dritten Absatz des ersten Paragraphen heißt es, dass die „Grundsätze der deutschen Waidgerechtigkeit“ einzuhalten sind.
Doch was bedeutet dieses Wort genau? Mit wenigen Worten ist dies nicht erklärt. So manchem mag dieser Begriff etwas verstaubt vorkommen und ein Bild von einer Gruppe älterer Jäger mit langen Bärten, in Lodenmäntel gekleidet und Dackel an der Leine, im Kopf erzeugen. Die Waidgerechtigkeit ist aber mehr. Sie ist eher ein Gefühl von Ehrfurcht vor der Schöpfenskraft und dem Leben. Sie ist Verantwortung gegenüber den Tieren und deren Lebensgrundlagen. Wer dieses Gefühl auf der Jagd nicht verspürt und sich über die Zusammenhänge im Kreis des Lebens keine Gedanken macht, sondern nur des Schießens wegen zur Jagd geht ist in meinen Augen kein richtiger Jäger.
Zu den ungeschriebenen Gesetzen der deutschen Waidgerechtigkeit zählt, um einige Beispiele zu nennen, dass ich in unzureichendem Licht den Finger gerade lasse. An regelmäßig und reichlich beschickten Fütterungen Wild zu „erschießen, oder den auf zehn Schritt in der Sasse sitzenden Hasen zur Strecke bringe. Den Einsatz von Nachtziel oder Wärmebildtechnik brauche ich in diesem Zusammenhang hier sicher nicht weiter zu erläutern.
Verhält sich ein Jäger dem heutigen Brauchtum entsprechend richtig und kommt er seinen sonstigen Verpflichtungen, zum Beispiel
• Einhaltung des Tierschutzes, Natur- und Artenschutzes
• Handwerkliches Können
• Weiterbildung etc.
Nach, dann ist er ein Waidgerechter Jäger.