Ansprechen von Damwild

damwild1Für mich als gebürtigen Holsteiner ist die Jagd auf den brunftigen Schaufler meine persönliche Königsklasse. Das Licht und der Duft im Herbst berühren vermitteln eine ganz besondere Stimmung und hinterlassen bei jedem Jäger, der das Glück hatte schon einmal auf Damwild jagen zu dürfen, ganz besondere Erinnerungen.

 

Herkunft und Verbreitung

Das Damwild, durch die Eiszeit in die Region Vorderasiens zurückgedrängt, wurde in der Antike wieder durch die Römer im Mittelmeerraum angesiedelt. Die charakteristische Färbung der Decke mit den Punkten, die den Anschein eines Sternenhimmels hatte, trug dazu bei, dass die Römer die sogenannten „Himmelstiere“ der Jagdgöttin Diana opferten.
Seinen Siegeszug über die Besiedelung Europas startete das Damwild zur Zeit des Absolutismus von Landesherren, durch die es als weiteres jagdbares Hochwild eingeführt wurde. Damwild liebt offen gehaltene, parkähnliche Lebensräume. So hat es auf den Hofgütern Schleswig-Holsteins einen optimalen Platz gefunden.

Merkmale und Aussehen

Damwild unterscheidet sich vom Rotwild durch seine Größe und das Geweih. Im Gegensatz zum Rotwild besitz Damwild Schaufeln, die bizarre und für den Jäger interessante Formen aufweisen können. Die Fellfärbung variiert von schwarz über rotbraun bis hin zu weiß. Hierbei handelt es sich aber nicht, wie oft vermutet um Albinos. Es handelt sich lediglich um eine Laune der Natur, so wie es bei uns Menschen blonde und schwarzhaarige gibt.

Brunftzeit

Die Tage der Damwildbrunft liegen 4 Wochen hinter denen des Rotwildes. Mitte Oktober bis Mitte November. Der Schrei des Damhirsches hat nicht die Klangfülle und Modulationsfähigkeit des Rothirschschreies und wird wie folgt beschrieben. Ein lauteres oder leiseres an- oder abschwellendes Rollen mit einer gewissen Klangfarbe. Dem Schrei des Rothirsches gegenüber höher und eintönig und wird als Grunzlaut bezeichnet. Gelegentlich hört oder liest man von einem abgesetzten Schnarchen oder Rülpsen. Diese Art Lautäußerung dürfte aber weniger zutreffen. Der Schrei des Schauflers ist unter günstigen Bedingungen nur wenige hundert Meter zu hören und es ist ein großer Unterschied, nach welcher Seite es schreit. 

Etwa Ende September, wenn der Platzhirsch sich vom Hirschrudel abgesetzt hat, bezieht er seinen Brunftplatz. Dieses beweisen die tiefen, frischen Plätzstellen, die an Wegrändern unter besonders tief hängenden Zweigen, in denen der Schaufler beim Plätzen mit dem Geweih schlägt, vorzufinden sind. Dieses Plätzen wiederholt sich von Zeit zu Zeit der Brunft an verschiedenen Stellen. Auf den Brunftplätzen werden nun Brunftgruben hergerichtet, welche eine unterschiedliche Tiefe erreichen. Diese so genannten Brunftkuhlen werden auch in den Nebenbrunftplätzen angelegt. Wir unterscheiden nämlich Hauptbrunftplätze, die in unterholzreichen Altholzbeständen, in dichteren Partien vorhandener Stangenhölzer liegen und Nebenbrunftplätze, die für zu erwartende Störungen als Ausweichstellung mit einer geringeren Anzahl an Brunftkuhlen dienen. Sofern die Möglichkeit besteht, werden diese Brunftplätze Jahr für Jahr aufgesucht. Hierfür ziehen die Hirsche 25 km und mehr. In der Zeit dieser Vorbereitung nimmt der künftige Platzhirsch seinen Einstand in diesem Gebiet ein. Es finden oft erbitterte und lang anhaltende Kämpfe statt, wenn sich diesem Brunftplatz ein Nebenbuhler nähert. Die ständigen Einstandskämpfe um die Brunftplätze bedeuten eine natürliche Auslese zugunsten der stärkeren Hirsche. Die Hauptbrunft des Damwildes liegt zwischen dem 15. Oktober und dem 3. November und endet meist schlagartig. Oft gibt es Anfang Oktober eine Vorbrunft, in einigen Revieren sogar Ende September. In dieser Zeit werden einige wenige Stücke Kahlwild brunftig und die Hirsche fangen dann plötzlich an zu schreien. Hiernach setzt dann wieder Ruhe ein. Die Tage der Hochbrunft sind in den Revieren meist verschieden. Es kann in dem einen Revier der 24. In dem anderen der 27. oder 28. Oktober sein. Die Hirsche schreien in den Tagen der Hochbrunft den ganzen Tag, wobei sie aber Pausen einlegen um in ihrer Brunftkuhle zu ruhen.
Der Platzhirsch hält sich jetzt, wenn die Hauptbrunft einsetzt, zu jeder Tageszeit auf seinem Brunftplatz auf. Auch das Kahlwild wird langsam rege und unruhig. In der Brunft folgt, nicht wie beim Rotwild, der Hirsch dem Kahlwild nach, sondern die brunftigen Stücke suchen den Hirsch auf, um sich beschlagen zu lassen. Zwischen den einzelnen Brunftplätzen ist ein unaufhörliches Wechseln des Wildes im Gange. So wechselt das Kahlwild, meist unter Einhaltung der Familienordnung (Tier, Kalb, Schmaltier), zu den einzelnen Hauptbrunftplätzen. Die Nebenbrunftplätze werden überwiegend von jüngeren Hirschen besetzt. Geringe Hirsche und angehende Schaufler ziehen den ganzen Tag über von einem Brunftplatz zum anderen, fast ohne Unterbrechung. Auf den Brunftplätzen herrscht nun ein reges Treiben. In den Brunftkuhlen sitzend, schreien sie und das Kahlwild zieht zu ihnen hin. Der Platzhirsch treibt hier sein Kahlwild von einer Brunftkuhle zur anderen. Jüngere und ältere Hirsche wehrt er knörend ab und verjagt zwischendurch die ihm lästig gewordenen Beihirsche. Auch starke Schaufler tauchen plötzlich auf, die brunftige Stücke suchen oder auf dem Brunftplatz dem Platzhirsch ein Stück abzujagen oder diesen zu verdrängen suchen, wobei es dann zu heftigen Kämpfen kommt. So herrscht ein wildes Durcheinander auf dem Brunftplatz, bis der Platzhirsch wieder der souveräne Beherrscher seines Platzes ist. Es kann aber durchaus der Fall sein, dass zwei oder gar drei starke Schaufler gleichzeitig beim Rudel stehen. So gibt es dann unter lebhaftem Schreien ein tolles Hin- und Her. Brunftige Stücke, die getrieben werden, erkennt man, auch wenn man sie nicht sieht, an eigenartigen Lauten, die wie ein Maunzen oder Fiepen klingt. Das wirklich schwere und besonders hoch gestellte Alttier steht während des Beschlages mit den Hinterläufen in der Grube, der Hirsch auf dem oberen Rand derselben. Bei Schmaltieren, die wesentlich niedriger stehen, ist es genau umgekehrt. Sind mehrere Stücke gleichzeitig brunftig, kommt es vor, dass sich dann mehrere Schaufler mit jeweils einem Tier beschäftigen und es beschlagen, ohne dass die Schaufler sich jetzt gegenseitig behindern.
Abends bei schwindendem Büchsenlicht, zieht das Brunftrudel gern in die benachbarten Althölzer am Rande der Feldmark, wo das Kahlwild dann kurz zur Äsungsaufnahme austritt, während sich der Platzhirsch von den Strapazen erholt, dabei sein Rudel aber laufend überwacht. Die Hirsche äsen kaum in der Brunftzeit und verlieren in dieser Zeit bis zu 25 kg ihres Körpergewichtes. Da das Damwild viel mehr umherwechselt als das Rotwild, vertritt man es sehr leicht. Hier ist es vorteilhaft, zeitnah vor der Brunft, feste und gut verblendete Ansitzeinrichtungen zu errichten, um geduldig dem munteren Treiben zu folgen und den wirklich alten Hirsch zu finden. Das Damwild lässt sich den ganzen Tag über bejagen.

Da es abends zu sehr unterschiedlichen Zeiten austritt und oft das Büchsenlicht zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausreicht, so halte ich das Bejagen des Damwildes in den frühen Morgen- sowie den Mittagsstunden zwischen 11 und 14 Uhr am günstigsten. Die Jagdarten, die wir anwenden, sind der Ansitz und seltener die Pirsch.

Ansprechen

Für Revier in denen Damwild als Wechselwild vor kommt und den noch nicht ganz so erfahrenen Damwildjäger gibt dieser Artikel einige hilfreiche Tipps für die richtige Bejagung.
Entsprechend ihres Alters und des Entwicklungsstadiums ihres Geweihes werden die Hirsche wie folgt unterteilt:

1. Lebensjahr KalbAltersansprache Damwild
2. Lebensjahr Spießer
3. Lebensjahr Knieper
4. Lebensjahr Löffler
Ab dem 5. Lebensjahr Halbschaufler
Ab dem 8. Lebensjahr Schaufler

Je nach Hegegemeinschaft gilt ein Schaufler ab dem 8. bzw. 9. Kopf als reifer Erntehirsch.
Sie werden Zeit ihres Lebens in die Klassen 1 bis 3 und in diesen Klassen in a und b unterteilt.
Die Klasse 3 fast alle Hirsche der Jugendklasse zusammen. Dies sind in der Regel alle Spießer und Knieper. In manchen Hegegemeinschaften auch der Löffler. Alle Halbschaufler bis zum Zielalter gehören zu Klasse 2, sie werden in 2a und 2b Hirsche unterteilt. Zu den 2a Hirschen gehören die makellosen Trophäen, auch Zukunftshirsche genannt, die man tunlichst schonen sollte. Interessant für den Jäger sind in dieser Klasse die 2b Hirsche. Es ist auch relativ einfach diese Hirsche anzusprechen. Jegliche Veränderung in der Geweihform ist ein Abschusskreterium. Schwieriger wird die alters Ansprache beim Übergang in die Klasse 1. Auch hier sind die 1b Hirsche diejenigen mit Veränderungen in der Schaufelbildung. Dies kann auch ein durch alter zurückgesetzter 1a Hirsch sein. Bei Schauflern, die den Zenit überschritten haben entwickelt sich das Geweih zurück. Die Mittelsprosse wandert häufig hoch in die Schaufel und die Stangen werden schwächer. Ziel ist und bleibt der 1a Schaufler. Mit seinem imposanten Erscheinungsbild und dem vollendeten Geweih. Der bullige Gesichtsausdruck und der böse Blick weisen auf einen alten Schaufler hin. Ich habe von einem sehr erfahrenen Damwildjäger gelernt, wenn zwischen unterem Rosenrand und Lichtern nur noch zwei Finger Platz ist, das Hegeziel mit großer Wahrscheinlichkeit erreicht ist. Doch letzten Endes Zählt auch hier, wie bei Reh- und Rotwild auch der Gesamteindruck. Oft habe ich den Brunftplatz gewechselt um zu überlegen ob der Hirsch passt um erneut hin zu pirschen und mich abermals zu vergewissern ob er passt und ich muss sagen, dass mich mein Bauchgefühl selten getäuscht hat. War ich mir nicht sicher, war der Hirsch auch zu jung. Alte Hirsch sicher ansprechen bringt die Erfahrung über die Zeit mit sich.
Ergänzens sei noch etwas zu den Spießern und Kniepern erwähnt. Bei den Spießern ist nicht die Länge der Spieße das entscheidende Kriterium. Viel mehr die Basis und der Körperbau. Denn das erste Geweih gibt Auskunft über die soziale Stellung im Rudel. Dies kann sich im folgenden Jahr schon wieder ändern. Bei den Kniepern sollte die erste kleine Schaufel mindestens Streichholzschachtel breit sein.

Die Jagd auf den Brunftschaufler ist unendlich reizvoll. Man muss die Damwildbrunft selbst erlebt haben, um zu verstehen, warum sie den wahren Damwildjäger soviel bedeutet.

Ich hoffe ich konnte eine kleine Hilfestellung geben und wünsche allen Jägern viel Waidmannsheil

2 1a Schaufler mit hoch Gold 201 Pkt li und 203 Pkt re100 4835100 4840damwild1Klassischer 1b Mittelspross fehlt

 

Wir sind gut zu erreichen

Die Waidwerkstatt befindet sich gut erreichbar im landlichen Raum zwischen Soltau, Uelzen und Lüneburg.

Kurze Wege zu

  • Schießstand
  • Ausbildungsrevieren
  • Prüfungsort 

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